Peter Kogler

Dörte Zbikowski, 2014

Das Gehirn wurde – neben Röhre und Ameise – Ende der 1980er Jahre zu einem bis heute werkprägenden Motiv Peter
Koglers. Es interessiert ihn als weltweit und zeitlos lesbares Zeichen ohne kulturspezifische Determinierung, aufgrund seiner
strukturalen Nähe zu Labyrinthen und seiner Einbindung in den Themenkomplex von Informationsfluss und Datenströmen.
Ausgeführt als Tuschzeichnung, Siebdruck oder Gemälde, als kleine farbige Skulptur aus synthetischem Material, als mannshohe Innen- oder als monumentale Außenskulptur, stets hat Kogler das Gehirn entindividualisiert. Zumeist, wie auch im Lackbild Untitled (2010), erfasst Kogler das Gehirn als kristalline, netzartige Struktur auf einfarbigem Grund, bei der miteinander verknüpfte Linien Körperlichkeit malerisch beschreiben oder skulptural umhüllen. Kogler, der mit seinen
Raumauskleidungen aus auf Tapeten gedruckten krabbelnden Ameisen (1992) beziehungsweise einem labyrinthischen Röhrensystem (1997) auf der documenta breite Beachtung fand, erwirkt auch bei den Gehirnarbeiten einen Illusionsraum.
Das Netzwerk Gehirn, Ort der Informationsverarbeitung, wird nicht nur seiner schützenden Außenhülle entledigt, also
entblößt, sondern auch durchleuchtet. Wir blicken durch das Gehirn hindurch ins Leere.